Ernährungsumstellung auf mehr Pflanzenproteine: mit dem Blitzrechner Fleisch Klimawirkungen berechnen

Ernährungsumstellung auf mehr Pflanzenproteine: mit dem Blitzrechner Fleisch Klimawirkungen berechnen

Liebe Leserin, lieber Leser,

meinen letzten Blogbeitrag zum rasanten Dahinschwinden der Biodiversität möchte ich noch ergänzen. Und zwar um ein nützliches Rechentool und um Hintergründe zu meinem Tipp, den Fleisch- und Milchproduktkonsum zu reduzieren und durch pflanzliche Nahrungsmittel zu ersetzen.

Der Durchschnittsdeutsche isst gerne viel Fleisch. 2018 hatte jeder Deutsche im Durchschnitt rund 60 Kilogramm reines Fleisch verzehrt. (1)

Welche Klimafolgen hätte es, wenn immer mehr Deutsche ihren hohen Fleischkonsum reduzieren und durch pflanzliche Nahrung ersetzen würden?

Der Blitzrechner Fleisch (2) liefert Antworten. Damit kannst Du sekundenschnell berechnen, inwieweit das Klima entlastet wird, wenn Fleisch teilweise oder ganz durch eine vegetarische Alternative ersetzt wird. Grafiken zeigen die Wirkungen auf einen Blick.

Tipps + Kicks

Blitzrechner Fleisch

So funktioniert es: Der Blitzrechner hat die Durchschnittswerte für den wöchentlichen Fleischkonsum (für Geflügelfleisch, Schweinefleisch und Rindfleisch) in den Eingabefeldern vorbelegt. Diese kannst Du um Deine individuellen geschätzten Werte überschreiben.

Spannend ist die Berechnungsmöglichkeit, welche Wirkungen Du auslöst, wenn Du Fleisch durch eine pflanzliche Proteinquelle wie z.B. Tofu ersetzen würdest. Mit einem Schieberegler kannst Du zwischen 0 % und 100 % wählen. Wenn Du auf „berechnen“ klickst, siehst Du

  • wieviele Rinder, Schweine oder Hühner Du in 10 Jahren verzehrst – oder nicht
  • wieviel Treibhausgasemissionen dadurch entstehen – oder nicht
  • wieviel Antibiotika den Tieren verabreicht wird – oder nicht

Wichtig finde ich, dass der Blitzrechner Erklärungen zu den Rechenwegen und genaue Angaben zu den Quellen transparent aufführt. (3)

Mit einem Beispiel möchte ich die erhebliche Wirkung von Fleischkonsum auf das Klima verdeutlichen:

Jeder Durchschnittsdeutsche verzehrt in 10 Jahren ca. 4,7 Schweine, 0,6 Rinder und 117 Hühner. Damit verursacht er rund 5,785 Tonnen Treibhausgase, die bei der Aufzucht und Verarbeitung der verzehrten Tiere ausgestoßen werden. 80 Millionen Deutsche würden in 10 Jahren rund 463 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen.

Würde der Durchschnittsdeutsche 50 % seines Fleischkonsums durch pflanzliche Proteine (hier Tofu) ersetzen, würde er in 10 Jahren 2,438 Tonnen Treibhausgase einsparen. Würden dies 80 Millionen Deutsche tun, könnten rund 195 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden.

Der Blitzrechner unterscheidet nicht zwischen konventionell und ökologisch erzeugtem Fleisch. 2018 stammte das in Deutschland verzehrte Fleisch zu rund 98 % aus konventioneller Tierhaltung. Der Biofleischanteil lag erst bei ca. 2 %. (4)

Die Umweltwirkungen beider Produktionsmethoden sind unterschiedlich. Ökologisch erzeugtes Fleisch, vor allem nach den strengen Standards der Anbauverbände Naturland, Bioland und Demeter, hat eine Vielzahl besserer Umweltwirkungen, vor allem für das Tierwohl, für Böden und Gewässer und für die Biodiversität. Auch ist der Einsatz von Antibiotika strenger reglementiert.

Was mich überraschte:  Ich hatte angenommen, dass das ökologisch erzeugte Fleisch weniger Treibhausgasemissionen erzeugen würde als das konventionell erzeugte. Doch beim Vergleich hinsichtlich der unterschiedlichen Treibhausgasemissionen von Biofleisch und konventionellem Fleisch zeigt sich kein einheitliches Bild. Viele Faktoren beeinflussen die Klimabilanzen. Die Quarks Analyse „Ist Bio immer besser?“ vom 2.4.2019 kommt zu dem Schluss „Die meisten Emissionen erzeugt die Tierhaltung – egal ob ökologisch oder konventionell.“ (5)

Oxford Studie: Der Verzicht auf Fleisch und Milch hat den größten Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck.

Ich frage mich stets, mit welchem Verhalten ich den größten Einfluss auf meinen ökologischen Fußabdruck nehme. Genau dazu liefert eine umfangreiche Studie der englischen Oxford Universität Antworten. Die im Juni 2018 veröffentlichten Ergebnisse der Studie hat das Verbraucherportal Utopia wie folgt zusammengefasst:

„Der Studie zufolge habe der Verzicht auf Fleisch und Milch den größten Einfluss auf unseren ökologischen Fußabdruck. Fleisch- und Milchprodukte lieferten nur 18 Prozent aller Kalorien und 37 Prozent der Proteine – benötigten für die Produktion aber den meisten Platz, nämlich 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ihre Produktion macht außerdem mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft aus.

Sogar die Tierprodukte, die am wenigsten Einfluss auf die Umwelt hätten, verursachten der Studie zufolge immer noch mehr Umweltzerstörung, als die unnachhaltigsten Gemüse- und Getreidearten.

Umfassende Studie: 40.000 Agrarbetriebe in 119 Ländern

Die Ergebnisse basieren auf einem äußerst umfangreichen Datensatz: Untersucht wurden 40.000 Agrarbetriebe in 119 Ländern. Zudem analysierten sie alle möglichen Arten von Lebensmitteln, die 90 Prozent unserer Nahrungsmittel ausmachen.

Dabei bewertet die Studie den kompletten Umwelteinfluss dieser Lebensmittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher: von der Landnutzung über die produzierten Klimagase, die Frischwassernutzung, die verursachte Wasser- und Luftverschmutzung.

Veröffentlicht wurde die Untersuchung am 01. Juni 2018 in der Fachzeitschrift Science, sie gilt als eine der wichtigsten Wissenschaftszeitschriften weltweit.

Nicht nur die Treibhausgase zerstören die Umwelt

„Eine vegane Ernährung ist wahrscheinlich die effektivste Weise unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Denn es geht nicht nur um die verursachten Treibhausgase, sondern auch um die weltweite Übersäuerung der Böden, die Überdüngung der Gewässer und die Land- und Wassernutzung“, sagt Joseph Poore gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. Er ist der Leiter der Studie an der Oxford Universität in Großbritannien.

Sich vegan zu ernähren hätte „einen weitaus größeren Einfluss, als wenn man sich ein Elektroauto kauft oder weniger fliegt. Diese Faktoren reduzieren lediglich Treibhausgase, berücksichtigen andere Umwelteinflüsse aber nicht.“ Und weiter: „Die Landwirtschaft ist der Sektor, der eine Vielzahl an Umweltproblemen vereint.“ In Wahrheit sei die Produktion von Fleisch und Milchprodukten verantwortlich für viele dieser Probleme. „Auf Tierprodukte zu verzichten bringt deshalb weit mehr, als der Versuch nur nachhaltig produzierte Fleisch- und Milchprodukte zu erwerben.“

Das zeigt der Vergleich der Produktion von Rindfleisch mit pflanzlichem Protein wie etwa Bohnen: Sogar das Rindfleisch mit dem niedrigsten Umwelteinfluss verursache laut Studie sechs Mal mehr Treibhausgas und bräuchte 36 Mal mehr Fläche als die gleiche Menge Bohnen.

Dennoch geht aus der Studie hervor, dass die Art und Weise wie tierische Produkte produziert werden, ebenfalls eine Rolle spielt. So verursache die Haltung von Rindern auf abgeholzten Flächen zwölf Mal mehr Treibhausgase und benötige 50 Mal mehr Fläche als die Haltung auf natürlichem Weideland.

Wir müssen nicht alle gleich vegan werden

Die großen Schwankungen der unterschiedlichen Produktionsmethoden zeigt: Wir können unseren ökologischen Fußabdruck auch reduzieren, ohne dass die gesamte Weltbevölkerung vegan werden muss.

Dazu müsste die Hälfte an Fleisch- und Milchprodukten, die den meisten Schaden anrichten, durch pflanzliche Produkte ersetzt werden, so Poore. Das würde immer noch zwei Drittel des Effekts ausmachen, den man hätte, wenn wir komplett auf tierische Produkte verzichten würden.“ (6)

 

Mein Fazit:

60 kg Biofleisch anstatt 60 kg konventionelles Fleisch im Jahr zu konsumieren kann also nicht die Lösung sein. Zum einen gilt es, das rechte Maß beim Fleischkonsum (und Milchproduktkonsum) zu finden. Daher kaufe ich nur noch selten Fleisch und reduziere so die Menge.  Zum anderen achte ich darauf, dass es sich um ökologisch erzeugtes Fleisch handelt, mit hohen Standards in Naturland, Bioland oder Demeter Qualität. Milchprodukte ersetze ich zunehmend durch Pflanzenprodukte in Bio-Qualität.

Der Wandel zu einem Leben in Einklang mit Mensch und Natur beginnt – mit Dir!

Herzliche Grüße

Elke Vohrmann

 

Quellen

(1) https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/fleisch/

(2) https://www.blitzrechner.de/fleisch/

(3) https://www.blitzrechner.de/fleisch/#wie-funktioniert-der-rechner

(4) 2018: Fleischprodukte in Deutschland stammen zu rund 98 % aus konventioneller Landwirtschaft, weniger als 2 % aus biologischer Landwirtschaft.

  • Rotfleisch-Segment: 98 % Anteil konventionell erzeugtes Fleisch, Bio-Anteil gut zwei Prozent.
  • Segment der Fleischwaren: knapp 99 % konventionell, gut ein Prozent Bio-Ware.
  • Geflügelfleisch: knapp 99 % konventionell, gut ein Prozent Bio-Ware
  • Schweinefleisch:  gut 99 % konventionell, weniger als 1 % Bio-Ware

https://www.fleischwirtschaft.de/wirtschaft/nachrichten/Bio-Markt-Der-Umsatz-waechst-38580?crefresh=1

(5) https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/

(6) https://utopia.de/neue-studie-fleisch-milch-haben-groessten-umwelt-einfluss-92556/

Veröffentlichung der Studie im Science Magazin am 1.6.2018 https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987

 

Grafik: © Blitzrechner.de

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